Narrenzunft

Narrenzunft Krautscheisser
Unterhausen 1988 e.V.

Es ist schon ewig lange her,
die Zeit, die weiß heut' keiner mehr,
da kam ein Bauer von dem Acker,
hat dort geschuftet lang und wacker.

Die Füße waren müd und schwer,
ganz langsam kam er so daher.
Um von der Arbeit zu verschnaufen,
macht er jetzt Halt bei seinem Laufen.

Stützt auf die Hacke sich und schaut
in Pfarrers Garten und sein'm Kraut.
Wie's da so wächst und was er sieht,
was prächtig steht und was da blüht.

Das Land mit knackigem Spinat,
die masten Köpfe vom Salat.
An langen, hohen Bohnenstangen
ranken die Bohnen hoch wie Schlangen.

Grad' alles war da gut und recht
bei uns'res Herrgotts bravem Knecht.
Plötzlich verspürt der Bauer Zwicken,
ein Bauchgerumpel und ein Drücken.

Er lehnt die Hacke an den Baum
und schwingt sich flugs über den Zaun.
Öffnet die Hosenschnall auch bald,
verschwindet hinterm Bohnenwald.

Flüchtet ins Kraut ganz tief hinein,
duckt sich und macht sich dabei klein.
Hat mitten in das schöne Kraut
noch einen Kaktus eingebaut.

Und zwischen Kohlkopf und den Strunken
hat's alsbald fürchterlich gestunken.

Erleichtert war er, fast verjüngt,
nun war das Kraut gedüngt.
Das Bäuerlein macht, mit Verlaub
sich alsbald heimlich aus dem Staub.

Am andern Tag tut dann entdecken,
die Pfarrmagd dies mit großem Schrecken
die verwerfliche Bescherung,
das Getrampel, die Verheerung.

Sie hätte grad' an diesem Tag
gern Kraut und Spätzle, weil sie's mag.
Auch Hochwürden war schwer empört,
als er von der Geschichte hört.

Am meisten schlaucht's, man sich erbarme,
er darf nicht fluchen, dieser Arme.
Doch hat er drauf mit aller Macht
'ne gift'ge Predigt sich erdacht.

Wettert von Sünd und Hölle später
und wüßt zu gern den Missetäter.
Doch keiner in dem Dorf sich fand,
der sich als Schuldiger bekannt.

Das kann ein jeder ja versteh'n,
wer will schon gern am Pranger steh'n?

Weil Flügel haben die Gerüchte,
verbreitet schnell sich die Geschichte.
So werden wir im ganzen Land
kurzum Krautscheißer genannt.